Würzmeister GmbH ist neu Mitglied bei SENS

WÜRZMEISTER wurde 2012 vom Ehepaar Yves und Tania Woodhatch gegründet. Anfangs nur als Hobby nebenbei betrieben, wuchs die Gewürzmanufaktur von Jahr zu Jahr. 2014 wurden sie mit dem Jungunternehmerpreis Kloten ausgezeichnet, haben inzwischen über 60 Wiederverkäufer in der ganzen Schweiz und je einen Wiederverkäufer in Deutschland und Hongkong. Sie bieten täglich rund einem Dutzend Personen in schwierigen Lebenslagen eine vielfältige und niederschwellige Tagesstruktur an. Neben Privatpersonen zählen auch Firmen zu ihren Kunden, denn eine Spezialität sind massgeschneiderte Kunden- und Mitarbeitergeschenke mit Logo und personalisiertem Text. Ebenfalls führen sie regelmässig Team-Events in Form von Gewürzworkshops durch.
SENS heisst die Würzmeister GmbH als neues Mitglied herzlich willkommen und freut sich über den Austausch im Netzwerk.
Interview mit Tania Woodhatch, Geschäftsführerin & Inhaberin Würzmeister
Welche gesellschaftliche Wirkung will Würzmeister erzielen und wo sehen Sie Ihr Unternehmen diesbezüglich in 5 Jahren?
Es ist uns wichtig, die Lücke im Sozialsystem zu schliessen. Wir sehen täglich, dass leider oft nicht genügend auf die Bedürfnisse und individuellen Lebenssituationen der Menschen eingegangen wird oder die Prozesse zu lange dauern und Menschen gerade in heiklen Lebensphasen alleingelassen werden. Somit helfen wir kostenlos, unbürokratisch und schnell, wenn es um eine Tagesstruktur, Beschäftigung, Lehrstellen- / Arbeits- oder Wohnungssuche geht. Da uns die familiäre Atmosphäre wichtig ist, planen wir die derzeitige Grösse von gut zwei Dutzend Personen im Team und täglich 12-14 Personen vor Ort beizubehalten. 2022 werde ich nach 13 Jahren praktischer Erfahrung im Bereich Arbeitsintegration die Weiterbildung zur Arbeitsagogin beginnen mit dem Ziel, die Menschen noch besser zu unterstützen und allfällig auch Subventionen zu erhalten, denn derzeit tragen wir privat, unsere GmbH sowie unser spendenfinanzierter Verein den gemeinnützigen Teil unseres Engagements. Wir haben mehrere Zielgruppen: Einerseits Menschen, die nicht mehr in den ersten Arbeitsmarkt integriert werden können und einfach einen Platz finden möchten, wo sie sich wohl fühlen und stabil bleiben. Andererseits sind wir für gewisse Personen ein Sprungbrett zurück in den ersten Arbeitsmarkt, welche bei uns ein zeitlich begrenztes Programm in Zusammenarbeit mit Zuweisern absolvieren. Auch wenn wir eher klein sind und nicht skalieren können, so freuen wir uns doch über jede einzelne Person, deren Leben positiv verändert wurde, seit sie bei uns ist.
Welches Potenzial sehen Sie im wirkungsorientierten / sozialen Unternehmertum?
Ich sehe darin noch sehr grosses Potenzial. Aus meiner Sicht nehmen noch viel zu wenige Unternehmen ihre soziale Verantwortung wahr. Meiner Meinung nach ist es die einzig nachhaltige Art ein Unternehmen zu führen, wenn das Wohlergehen der Menschen im Mittelpunkt steht und auch ökologische Faktoren nicht ausser Acht gelassen werden. Wenn wir anderen Menschen von unserem Konzept erzählen merken wir, wie sehr dies auf Anklang stösst und wie selten unsere Art, ein Unternehmen zu führen, verbreitet ist.
Worin bestehen für die Würzmeister GmbH Herausforderungen in der Gegenwart, und mit welchen Herausforderungen rechnen Sie in der Zukunft?
Sicherlich ist es in einem zunehmend konkurrenzfähigen Umfeld nicht einfach, weiter zu bestehen und weiter zu wachsen, wobei die Digitalisierung bisher für uns eher Chance als Herausforderung war, da wir gerade im Bereich Online Community sehr aktiv und unseren Mitbewerbern eher voraus sind. Unsere erste Herausforderung ist, betriebswirtschaftlich solide und gesund weiterzuwachsen – unser Fokus lag die letzten Jahre sehr stark auf dem sozialen Engagement und weniger auf betriebswirtschaftlichen Dingen, was sich nun etwas schmerzlich zeigt, da wir sehr viele Investitionen beim kürzlichen Umzug tätigen mussten und diese noch verkraften müssen. Wir haben den Eindruck, dass immer mehr Menschen aufgrund des steigenden Drucks in jedem Lebensbereich überfordert sind und unter psychischen Problemen leiden. Entsprechend mehr Plätze wie unsere bräuchte es, welche flexibel auf die Bedürfnisse (auch in Bezug auf die Komplexität der Arbeit, Zeiten etc.) eingehen kann und nicht «überbetreut» sind. Psychische Probleme sind immer noch zu sehr ein Tabu-Thema in unserer Gesellschaft und wir hoffen, dass dies in der Normalität ankommt und bei möglichen Einsatzorten bald mehr differenziert wird. Für nicht mehr ganz so belastbare Menschen gibt es nicht viele passende Einsatzplätze – oft sind sie unterfordert oder werden in eine Schublade gesteckt, klassische «geschützte Arbeitsplätze» sind selten der richtige Ort z.B. für ansonsten gesunde Personen nach einem Burnout.