Schweizer Zebras auf Erfolgskurs
Was passiert, wenn 10 Zebras auf einer Bühne stehen? Was sich anhört wie der Anfang zu einem schlechten Witz, ist in Wahrheit eine Erfolgsgeschichte. Denn die Antwort auf diese Frage lautet: der Saal applaudiert. Doch der Reihe nach.
Die Social Impact Pitch Night, die am 15. Juli 2021 in der Züricher Limmathall stattfand, bildete den Schlusspunkt des Social Impact Accelerators. Dieses Programm unterstützt als eines der ersten in der Schweiz spezielle Startups in ihrer Wachstumsphase. Speziell sind diese vor allem deshalb, weil sie ihren Fokus auf ihre positive gesellschaftliche Wirkung legen. Wachstum bedeutet für die Startups die Steigerung eben dieser Wirkung (Social Impact), nicht etwa Vergrösserung von Umsatz- und Gewinnzahlen. Deshalb werden sie im Gegensatz zu den Silicon-Valley-Unicorn als Zebras bezeichnet.
Die Reise begann für die Startups bereits drei Monate vorher, als eine Expertenjury sie aus insgesamt 50 Bewerbungen auswählte. In der Folge spulten die Startups ein forderndes Programm ab: In wöchentlichen Trainings, Netzwerk-Events sowie individueller Unterstützung durch Expertinnen und Coaches wurden die Startups gefördert. Dazu gehörten etwa Themen wie mentale Gesundheit, partizipative Governance und Organisationsentwicklung, rechtliche Aspekte und Wirkungsskalierung, Wirkungsmessung und Stakeholder-Engagement, nur um einige zu nennen.
Was bedeutet es, wenn Startups ihren Fokus auf ihre positive gesellschaftliche Wirkung legen? Was die teilnehmenden Startups am SIA verbindet, sind die spezifischen Charakteristika als Zebras: Im Gegensatz zu Einhörnern sind Zebras Teil der realen Welt und auch aus anderen Gründen das genaue Gegenteil der Einhörner aus dem Silicon Valley. Bei Zebras geht es nicht um schnelles Wachstum, Monopole, Exitstrategien und Übernahmen. Was Zebras tatsächlich tun: reale Probleme lösen, Gesellschaftssysteme zu stärken und dabei finanziell selbsttragend zu sein. Daher kommt auch das schwarz-weisse Muster der Zebras. Es geht um Zusammenarbeit, Pluralität, Partizipation und Win-Win-Strategien. Zebras stehen für einen Erfolg, der möglichst vielen zugutekommt. Auch hier das Gegenteil der «Winner-take-all»-Mentalität der Einhörner.
Ein Zebra zu sein, ist schwierig. Fairpicture, eines der zehn teilnehmenden Startups, bringt es auf den Punkt: «Die Verbindung von gesellschaftlicher Wirkung und Business ist eine Herausforderung, und als Zebra müssen wir unseren eigenen Weg zwischen gewinnorientierter und gemeinnütziger Tätigkeit finden. Dies betrifft alle Dimensionen der Organisation: Finanzierung, Produkt, Organisationsstruktur», meinen die beiden Gründer von Fairpicture, Aurel Vogel und Jörg Arnold.
Die gesellschaftliche Wirkung steht für SIA-Startups also im Vordergrund. Doch: wo findet diese Wirkung statt und wie zeigt sie sich? Im Bereich Bildung und für das SDG 4 ist SEET (Support Education, Empower Together) aktiv. Ihre gesellschaftliche Wirkung erreichen sie durch die Unterstützung von talentierten und hochqualifizierten Geflüchteten.
Ein Beispiel für eine gesellschaftliche Wirkung in einem anderen Bereich zeigt Butterfy: Dieses Startup hat zum Ziel, Medien mit einem neuen, nicht gewinnorientierten Geschäftsmodell zu demokratisieren. Somit sollen heutigen Herausforderungen wie dem Attention Mining und der gesellschaftlichen Polarisierung entgegengewirkt werden.
Neben der gesellschaftlichen Wirkung unterscheiden sich Zebra-Startups auch noch in einem anderen Aspekt von konventionellen Startups, der Organisationsform. Viele der SIA-Startups sind als hybride Organisationsformen wie beispielsweise Genossenschaften oder Vereine organisiert. Auch diese Bereiche rund um partizipative Organisationsstrukturen und Kollaboration wurden durch den SIA gefördert.
Auch nach dem Abschluss des SIA-Programms bleiben die Startups in einem Alumni-Programm miteinander verbunden und kollaborieren weiter. Wir gratulieren allen Zebra-startups zum Abschluss des Programms: Root & Branch – Inclusion and Return assistence, rrreefs, Innovative Trauma Relief Access, Fairpicture, Solafrica, SEET – Support Education, Empower Together, Backpack2school.org, RegeMena Cooperative, Butterfy und Hemolytics
Der Social Impact Accelerator ist ein gemeinsames Projekt von SENS und seif und wird vom Migros-Pionierfonds und der Stiftung Mercator Schweiz unterstützt.