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Rückblick auf das Social Enterprise World Forum #SEWF23

25. Oktober 2023SENS-News, Wirkung
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Am 11. und 12. Oktober kamen mehr als 2000 Teilnehmende aus über 80 Ländern in Amsterdam, online und in 27 Community Hubs weltweit zusammen, um dem Social Enterprise World Forum 2023 zu folgen. SENS war mit Präsidentin Pia Tschannen und Junior Projektleiter Samuel Suter vor Ort. Wir hörten mehr als 130 Redner:innen aus 50 verschiedenen Ländern; 20% davon unter 30-jährig, über 60% weiblich, 80% SEWF-Neuredner:innen. Die beiden Co-Gastgeber:innen Amsterdam Impact und Social Enterprise NL stellten ein Programm zusammen mit mehr als 40 Panels mit Themen von sozialem Beschaffungswesen und Kreislaufwirtschaft bis hin zur Nutzung von KI-Technologie zur Produktivitätssteigerung.

Das jährlich stattfindende SEWF zielt darauf ab, Social Entrepreneurship voranzutreiben und damit das Motto „People and Planet First“ weiter zu verbreiten. Es zeigte auch dieses Jahr auf, wie wirkungsorientiertes Unternehmertum eine positive Veränderung hin zu einer gerechten und ökologischen Wirtschaft mit-bewirken kann. Das SEWF dient als Plattform für Visionär:innen, Innovator:innen und Changemaker aus der ganzen Welt, um zusammenzukommen, Ideen auszutauschen und nachhaltige Lösungen für einige der drängendsten globalen Probleme zu besprechen.

Inklusion, Inner Development und SE-Finanzierung

Das SEWF23 bot eine Vielfalt an interessanten Beiträgen. In den Panels „Living & trading within Planetary Boundaries“ und „Building an inclusive movement for change“ wurde besprochen, dass Stimmen, die heute weniger gehört werden, oft wertvolle Perspektiven bieten bezüglich ökologischen und nachhaltigen Lösungen. Durch echten Einbezug und Austausch auf Augenhöhe kann viel gelernt werden vom Wissen indigener Völker, von ländlichen Praktiken oder von den Wirkungsempfänger:innen eines Produkts oder einer Dienstleistung. Dafür müsse unter Anderem anerkannt werden, dass die heute existierenden Missverhältnisse so gross sind, dass über deren Lösung eine intersektionale und generationenübergreifende Konversation geführt werden muss. Wichtig sei dafür auch, dass den (angehenden) Führungspersonen gute, inklusive und damit zukunftsgerechte Führung beigebracht würde, damit unterschiedliche Mitarbeitende sich wohl fühlen und ihre Fähigkeiten voll ausschöpfen können.

Ein weiterer Workshop behandelte die „Inner Development Goals“ (IDGs). Das Framework der IDGs wurde entwickelt, um die Sustainable Development Goals (SDGs) zu erweitern um einen Blick auf das Innere der Menschen, die zusammen die wirtschaftspolitische Landschaft gestalten. Dies sei notwendig hinsichtlich der Grösse und Komplexität der angestrebten Transformation. Im Workshop konnten die Teilnehmenden mithilfe des IDG-Frameworks auf 5 Dimensionen der Persönlichkeitsentwicklung die eigenen Stärken und Schwächen analysieren. Im anschliessenden Gruppenaustausch zeigte sich sehr schnell, wo und wie sich Stärken und Schwächen von unterschiedlichen Personen ergänzen sowie auch, welche Kraft so ein Workshop haben kann. In Gruppen oder Organisationen, wo eine Atmosphäre des Vertrauens und des Miteinander geschaffen wurde, hat ein solcher Workshop grosses Potenzial für individuelle Entwicklung wie auch Team-Building. Weitere Infos unter: innerdevelopmentgoals.org

Bild aus dem Workshop zu den Inner Development Goals
Bild aus dem Workshop zu den Inner Development Goals

Ein Panel zum Thema „Unlocking Social Investment“ schilderte die Überlegungen hinter einem Finanzierungsentscheid aus Perspektive von Impact Investors und daraus resultierend, worauf Social Entrepreneurs besonderen Fokus legen sollten. Zum Beispiel sei es wichtig, Lücken im SE-Ökosystem (= fehlende Produkte/Dienstleistungen) zu identifizieren und auszufüllen, anstelle davon, mit anderen SEs um Kundschaft zu konkurrieren. Weiter werde besonders acht gelegt auf ein überzeugendes Gründer:innen-Team. In einem Finanzierungs-Pitch sollte klar gezeigt werden, warum das eigene Team das beste ist, um das spezifisches Projekt zu starten. Social Entrepreneurs wurden darüber hinaus dazu angehalten, auch ausserhalb der eigenen „Silos“ zu denken. So hätten bestimmte soziale Innovationen oft Anwendungs-Potenzial in anderen Sektoren oder Geografien, was Skalierung und Diversifizierung ermögliche und die Wirkung noch mehr vertiefen könnte. Abschliessend sei die Zusammenarbeit mit Impact Investors nicht nur aus finanzieller Sicht ein Gewinn für Social Enterprises, sondern könnte dabei helfen, sich durch das Portfolio im SE-Ökosystem zu vernetzen oder die eigene Vermarktung mithilfe der Expertise der Investor:innen professioneller zu gestalten.

In zwei weiteren, noch folgenden Blogposts werden das Panel zu „Corporate Social Procurement“ und der Workshop zum Lösungsframework „Polarities: It`s rarely this or that“ etwas ausführlicher vorgestellt.

Social Entrepreneurship blüht weiter

Im Zuge des SEWF23 konnten gleich zwei Meilensteine gefeiert werden, die mithelfen, Social Entrepreneurship weltweit bekannter und erfolgreicher zu machen. Hélène Malandain, Vorsitzende des SEWF, kündigte die neue gemeinsame Identität an, die Millionen von Unternehmen auf der ganzen Welt vereinen soll ⏤ das Social Entrepreneurship-Label „People and Planet First“. Ebenso während der SEWF-Tage wurde die neue transnationale Initiative für soziale Beschaffung – Buy Social Europe B2B – offiziell lanciert.

Das SEWF23 hatte viel Energie: Social Entrepreneurs von überall auf der Welt, SE-Netzwerke und Netzwerke von Netzwerken – alle mit grossem Willen einen Teil dazu beizutragen, das heutige Wirschaftssystem grundlegend zu verändern. Es wurde klar wie wichtig es ist, dass einzelne Menschen die Initiative ergreifen, eine Social Enterprise zu gründen. Auch klar wurde, welche Bedeutung Netzwerken wie SENS zukommt, wenn es darum geht, für bessere Rahmenbedingungen einzustehen, Social Entrepreneurship bekannter zu machen und so das Ökosystem zu stärken. Es war eine aussergewöhnliche Konferenz mit freundlichen, hilfsbereiten Gesichtern und einem hervorragenden Catering, das zu 80% durch Social Enterprises geleistet wurde. Trotz (oder gerade wegen) der Komplexität und Vielzahl der zu lösenden globalen Probleme zeigte sich am SEWF23, dass Social Entrepreneuship dringend benötigte Lösungen liefert und darum weiterhin auch international an Bedeutung gewinnt!

Weitere Infos zum SEWF findest Du unter sewfonline.com.

SENS sagt: Danke und bis zum nächsten Jahr!