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Neues Mitglied bei SENS: MusikSpitex

25. octobre 2023Portraits, SENS-News
MusikSpitex team Kopie

Die MusikSpitex ist ein Projekt des Verein cassiopeia und setzt auf kulturelle Teilhabe für Menschen in häuslicher Pflege. Die MusikSpitex ermöglicht persönliche Hauskonzerte für Personen aller Altersklassen, die nicht mehr an kulturellen Veranstaltungen teilnehmen können. In Zusammenarbeit mit Spitex Organisationen in der gesamten Schweiz, erfüllen ausgebildete Musiker:innen die Musikwünsche der Zuhörer.innen im eigenen Zuhause. Das Angebot ist sehr breit mit vielen unterschiedlichen musikalischen Stilen und Instrumenten.  

Interview mit dem Team der MusikSpitex

Welche gesellschaftliche Wirkung will die MusikSpitex erzielen und wo seht ihr das Unternehmen diesbezüglich in 5 Jahren?

Mirjam: Die Bevölkerung in der Schweiz altert rasant und der Bedarf von häuslicher Pflege steigt. Weder Spitex noch Angehörige sind meist noch in der Lage, neben der grundlegenden Pflege im Alltag eine ganzheitliche Betreuung anzubieten, da die Finanzierung nicht gegeben ist. Wohin also mit all den Geschichten und Emotionen aus einem bewegenden Leben? Wir schliessen die Lücke zwischen Pflege und Betreuung und leisten mit unserem Angebot einen entscheidenden Teil zur mentalen Gesundheit der Pflegebedürftigen.

Für die Demenz-Forschung ist Musik als therapeutisches Element ein hochaktuelles Feld als nichtmedikamentöse Behandlung. Wir sind derzeit in der Testphase für neue Konzertformate mit Menschen mit Demenz. Ausserdem möchten wir neben weiteren Spitex-Kollaborationen auch intensiv mit Gemeinden zusammenarbeiten, deren Angebote für häusliche Pflege und Betreuung durch den fortlaufenden demografischen Wandel dringend ausgebaut werden müssen.

In fünf Jahren werden wir sehr viele neue Erkenntnisse umsetzen können: In einer erstmalig durchgeführten klinischen Studie werden wir zeigen, wie wichtig Live-Musik in der Pflege und der Rehabilitation ist. Zudem werden wir auch unsere erste externe Evaluation abgeschlossen haben und mehr über die gesellschaftliche Wirkung der MusikSpitex wissen. 

Welche Potenziale seht ihr im wirkungsorientierten / sozialen Unternehmer:innentum?

Livio: Im wirkungsorientierten Unternehmer:innentum gehen Realismus und Idealismus Hand in Hand. Diese Kongruenz führt unweigerlich zu innovativen, nachhaltigeren Lösungen für gesamtgesellschaftliche Herausforderungen. Wir sind der Überzeugung, dass dies der Weg ist, um langfristig systemische Veränderungen zu erreichen.

Worin bestehen für die MusikSpitex die Herausforderungen in der Gegenwart, und mit welchen Herausforderungen rechnet ihr in der Zukunft? 

Emma: Unsere neue Büroeinrichtung und die optimale Arbeitsplatzosition. Gegen die Wand oder am Fenster, stehend, sitzend… da möchte jede:r mitreden und natürlich wollen alle das letzte Wort haben 🙂

Eva: Mirjam hat die MusikSpitex im Alleingang gegründet und bisher die meisten Arbeitsbereiche selbst abgedeckt. Eine Meisterleistung! Mit dem Zuwachs im Team müssen nun Ressourcen neu verteilt und neue Superpowers integriert und ausgeschöpft werden. Eine strenge, aber wunderschöne Herausforderung!

Darüber hinaus gibt es auch grundlegende Herausforderungen: Derzeit gibt es noch keine Finanzierung für Betreuungsleistungen jenseits der Spitexpflege von Seiten des Bundes und Versorgungsgelder werden fortlaufend gestrichen. Das heisst, dass die Finanzierung unseres Angebots nicht gesichert ist. In einer zweijährigen Kooperation mit der Berner Fachhochschule im Bereich Social Entrepreneurship werden wir gemeinsam an unserem Geschäftsmodell arbeiten, neue Märkte prüfen und erweitern.

Herzlichen Dank für das Interview!

Hier erfährst du, wer sonst noch zu unseren Mitgliedern gehört.

Die MusikSpitex im Tagesanzeiger

Vergangene Woche erschien ein wunderschöner Beitrag über die Musikspitex im Tagesanzeiger. Im Interview erzählt die Geschäftsleiterin Mirjam Toews, wie Musiker:innen wie sie selbst während Covid vergessen wurden und sie zuerst aus dieser Verzweiflung heraus gründete. Nach mehreren Benefiz-Konzert bei Spitex-Bezüger:innen war jedoch die Idee der MusikSpitex geboren. Mirjam wurde klar: Viele dieser Menschen sind einsam, kriegen selten Besuch und freuen sich daher umso mehr über ein Konzert und die Gesellschaft einer/s Musiker:in! «Ich habe in dieser Zeit oft geweint, weil die Menschen so einsam und erschöpft waren, aber auch dankbar.», meint Mirjam. Und weiter: «Musik kann so viel mehr als präsentieren, Musik kann Brücken zwischen Menschen schlagen.»

Wie so oft liefern Social Entrepreneurs gerade in Zeiten von Krisen kreative Lösungen mit grossem gesellschaftlichem Nutzen. Mehr zu Mirjams Gründungsgeschichte, wie sie die MusikSpitex-Anfänge während der Covid-Pandemie empfunden hat und wie die MusikSpitex funktioniert im Artikel des Tagesanzeiger.