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“Je verantwortungsbewusster ein Unternehmen, desto besser geht es der Gesellschaft”

24. avril 2020Facts & Figures, Veranstaltungen, Wirkung
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Mit seinem neuen Buch «Die Kraft der Demokratie – Eine Antwort auf die autoritären Reaktionäre« warnt der Publizist Roger de Weck vor der Gefahr autoritärer Reaktionäre und preist gleichzeitig die Kraft der Demokratie. Im Gespräch mit CooperativeSuisse am 16. April haben wir uns vor dem Hintergrund seines Buches mit dem Autor über demokratische Wirtschaftsformen, soziales Unternehmertum und mögliche Zukunftsaussichten unterhalten.

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De Wecks Buch entstand mit seiner Beobachtung, dass konservative Kräfte immer reaktionärer wurden und gleichzeitig Liberale und Linke immer mehr in die Defensive gedrängt wurden. Weil sich die Demokratie nicht erneuert habe, sei sie immer mehr dem Primat der Ökonomie und nicht mehr dem Primat der Politik gefolgt.

Der Autor stellte fest, dass aus der liberalen Demokratie unter diesem neuen Primat eine neoliberale Demokratie entstanden sei: Mit dem freien Kapitalverkehr wurden Staaten erpressbar, der Steuerwettbewerb härter. Dies fiel häufig zu Lasten der Finanzierung von öffentlichen Aufgaben wie dem Gesundheits- und Bildungswesen. Vor allem in den angelsächsischen Ländern, aber auch bei uns in der Schweiz.

Damit ein neues Verständnis von gemeinwohlorientierter Ökonomie entsteht, braucht die Demokratie gemäss de Weck vor allem einen “esprit général”: Den Willen, dass die Allgemeinheit wichtig ist. Dies im Gegensatz zu den letzten vierzig Jahren, in dem die Formel “Eigennutz dient allen” Verbreitung fand. Es braucht eine Modernisierung der Demokratie, in der die Politik wieder Vorrang gegenüber der Wirtschaft hat, damit ein Gleichgewicht der Gesellschaft gewahrt werden kann.

Zu dieser Modernisierung gehören auch Unternehmen als wichtiger Teil der Gesellschaft: Je verantwortungsbewusster ein Unternehmen, desto besser geht es der Gesellschaft. Neben KMUs sieht Roger de Weck hier vor allem eine wichtige Rolle von sozialen Unternehmen. Es sind vor allem grosse Konzerne, die vielfach Verantwortungsbewusstsein verloren haben. Das sieht man auch deutlich in der Corona-Krise.

Soziale Unternehmen, die einen Beitrag leisten zum Lösen von gesellschaftlichen Problemen, könnten von der Politik mit einer Reform des Steuersystems unterstützt werden.

Auch innerhalb eines Unternehmens sind Mitwirkungsrechte von allen sinnvoll. Ein nachwachsende Generation wird stärker angezogen von sozialen und ökologischen  Unternehmen, mit denen sie sich voll identifizieren können.

De Weck ist der Meinung, dass nach der Corona-Krise viele Reformen des politischen und wirtschaftlichen Systems stattfinden könnten und auch werden. Denn man sieht, dass der wirtschaftliche Schaden der Krise viel kleiner gewesen wäre, wenn wir uns auf eine Pandemie vorbereitet hätten, etwa mit höheren Ausgaben im Gesundheitssektor. Vor allem aber sind Populisten durch ihre Handlungsunfähigkeit die grossen Verlierer der Krise und werden dadurch  weniger Gehör finden.

Handeln schafft Hoffnung, steht auf dem Buchrücken von Roger de Wecks neuem Buch. Es ist eine Zukunftsverpflichtung für mehr Demokratie in Politik und Wirtschaft: Wir handeln, damit wir die Hoffnung behalten.

Das Buch «Die Kraft der Demokratie – Eine Antwort auf die autoritären Reaktionäre« kann in online in diversen lokalen Buchhandlungen erworben werden.

Das Gespräch in voller Länge zum Nachverfolgen finden Sie unter diesem Link.

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Diese Diskussion ist Teil der Veranstaltungsreihe “Eigentum der Zukunft” von CooperativeSuisse. Die dritte und letzte Veranstaltung findet am 25. Mai zum Thema Wem gehört der digitale Raum? – Szenarien für die Zukunft? statt. Weitere Infos zur Veranstaltungsreihe finden Sie hier.