Magazin

Energie Genossenschaft Schweiz ist neu Mitglied bei CooperativeSuisse

30. August 2018Portraits, SENS-News
img-5b87a1ed0e2e72525f1764ec

Die Energie Genossenschaft Schweiz engagiert sich für eine Welt, die zu 100 Prozent auf Erneuerbare Energie setzt, massvoll konsumiert und das Wohl der Menschen ins Zentrum des Wirtschaftens stellt. Die Kernkompetenzen dieses „Elektrizitätswerk mit Zukunft“ sind Planung und Bau von Solaranlagen, Wartung und Betrieb Solarkraftwerke, Stromallmend (Netzwerk für Solarstrom-Produzenten und -Konsumenten), sowie der Zusammenschluss zu Eigenverbrauchsgemeinschaften (ZEV). Die Energie Genossenschaft nimmt die Sache mit der Nachhaltigkeit ernst: Beim Schweizer Nachhaltigkeitspreis Prix NATURE 2013 hat sie in der Kategorie „Generation Zukunft“ den zweiten Platz gewonnen, war Preisträger des Innovationswettbewerbs 2013 vom WWF Schweiz und erstellt regelmässig eine Gemeinwohlbilanz.

Es freut uns sehr, dass die Energie Genossenschaft Schweiz nun als neues Mitglied zu CooperativeSuisse gestossen ist. Wir heissen das progressive und wirkungsbewusste Unternehmen herzlich willkommen und freuen uns auf einen bereichernden Austausch mit der jungen Genossenschaft in unserem Netzwerk.

Interview mit Amadeus Wittwer, Geschäftsleitung, Energie Genossenschaft Schweiz

Welche gesellschaftliche Wirkung will die Energie Genossenschaft Schweiz erzielen und wo sehen Sie das Unternehmen diesbezüglich in 5 Jahren?

Amadeus Wittwer: Wir leben in einer interessanten Zeit! Die Energiebranche steht vor enormen Umbrüchen – denken Sie nur an die Schlagworte: Atom- und Kohleausstieg, Blockchain, Smart-Home und -Smart-Grid, Elektromobilität oder Strommarkt Liberalisierung.

Die Energie Genossenschaft Schweiz ist das Elektrizitätswerk mit Zukunft. Wir sind eine attraktive Alternative zu den gänigen „grauen“ und etwas verstaubten Elektrizitätswerken. Unser Strom ist 100% Solar und stammt von vielen PV-Anlagen, welche dezentral von Prosumern in der ganzen Schweiz produziert wird. Wir ersetzen damit bewusst einen massgeblichen AKW- und Kohle-Anteil im CH Strommix mit ökologischem Solarstrom. 

Mit Produkten wie crowdPV, ADE!geranium und 100proSOLAR sprechen wir nicht nur Postmaterielle, BIO Konsument*innen, Solarhaus-Eingentümer*innen sondern viel mehr verantwortungsbewusste Menschen an, die ihren Beitrag zum sanften Umgang mit unserem Planeten leisten. Eine wachsende Gruppe von Menschen, die sich für eine enkeltaugliche Zukunft einsetzen und den Wandel leben – einen Kaffee mehr oder weniger pro Woche hat doch keine massive Auswirkung auf das Haushaltsbudget? Solarstrom ist erschwinglich und auf jeden Fall, gesünder für uns alle 😉  

Im Jahr 2023 werden wir an den Standorten Bern, Luzern, Zürich und Chur jeweils mindestens 500kWp Solaranlagen bauen und transferieren durch Direktvermarktung via Stromallmend 7GWh Solarstrom von Prosumer*innen zu Konsument*innen.

Worin bestehen für eine junge Genossenschaft wie die Energie Genossenschaft Schweiz Herausforderungen?

Amadeus Wittwer: Der Shareholder-Value-Ansatz und die damit verbundenen Ziele der Gewinnmaximierung und die Erhöhung der Eigenkapitalrendite sind stark verbeitet. Gerade Startup Investoren haben dadruch finanztechnisch interessante Instrumente, um sich Einfluss im Unternehmen zu sichern und eine möglichst hohe Rendite für sich zu beanspruchen. Bei einer Genossenschaft ist dies so nicht möglich. Investoren können zwar ähnlich wie bei einer Aktiengesellschaft Anteilscheine zeichnen, haben jedoch unabhängig von der Anzahl Anteilscheine „nur“ eine Stimme. Der Investor muss sich somit die Macht mit anderen Genossenschaftern demokratisch teilen. Ich denke dies war ein elementarer Grund, wieso wir in unserer Starup-Phase an keine grössere Investoren gelagen konnten. Es gibt jedoch auch eine positive Seite von dieser Gegenbenheit – der „Unfriendly Takeover“ wird eliminiert oder müsste mit fundierten Gründen an der Generalversammlung präsentiert werden.  

 Welche Potenziale sehen Sie im wirkungsorientierten / sozialen Unternehmertum?

Amadeus Wittwer: Mir kommen dabei die Erkenntnisse von Ken Wilber in den Sinn. Er hat festgestellt, dass sich die Menschheit in Stufen entwickelt. Diese Idee hat Frederic Laloux in seinem inspirierenden Buch „Reinventing Organizations“ auf Organisationen übertragen. Er spricht von evolutionären Organisationen. Ich finde, dass das wirkungsorientierte / soziale Unternehmen ähnlich sind. Als Unternehmer betrachte ich die Firma als lebendiges System mit hoher Komplexität und einem eigenen Bewusstsein. Die Methapher Lebewesen trifft zu – es ist nicht ein seelenloses Räderwerk. Die drei Elemente: Selbstführung, Ganzheit und Sinn spielen darin eine wichtige Rolle. A) Selbstfühung bedeutet, Funktionsweisen von komplexen adaptiven Systemen, wie sie die Natur kennt, werden auf Unternehmen übertragen und erweisen der altbekannten hierarchischen Pyramide um ein Vielfaches überlegen. B) Arbeitsplätze werden wieder menschlich. Es zählt nicht nur Rationalität und Effizienz, sondern auch emotionale, intuitive und spirituelle Aspekte dürfen in die Arbeit einfliessen. Und Nummer drei Sinn. Statt die Zukunft vorherzusagen und zu konrollieren, werden die Mitglieder der Organisation eingeladen, zuzuhören und zu verstehen, was das Unternehmen werden will und welchem Sinn sie dienen möchte.