Ein „for impact“ Finanzierungsökosystem für die Schweiz: Rahel Pfister im Interview
Welche Erfahrungen hat SENS bzgl. “for impact” Investitionen gemacht?
In der Schweiz stehen wir noch ganz am Anfang. Erste Erfahrungen haben wir z.B. mit dem Social Impact Accelerator sammeln können. Dabei wurde deutlich, dass die Förderung von Social Entrepreneurship nur dann funktioniert, wenn sie langfristig angelegt ist und das Capacity Building mit einem Investitionsprogramm gekoppelt wird. Mich freut es deshalb sehr, dass wir gemeinsam mit starken Partnern nun ein schweizweites “for impact” Finanzierungsökosystem für wirkungsorientierte Unternehmen aufbauen dürfen, das hoffentlich in den nächsten Jahren viele wirkungsorientierte Geldgeber mit entsprechenden Unternehmen verbinden wird.
Für unsere Tätigkeiten sind die aktuellen Entwicklungen in Europa Inspiration. In verschiedenen Ländern entstehen neue Netzwerke von Geldgebern, die auf die positive gesellschaftliche Wirkung (Social Impact) fokussieren. Sie sind bereit für Finanzierungsmechanismen, welche den individuellen Bedürfnissen wirkungsorientierter Startups und Unternehmen entsprechen. So werden passende Finanzierungsinstrumente ausprobiert wie z.B. Wandeldarlehen als bereits etablierter Ansatz oder neuere Modelle wie beispielsweise Impact-Linked-Loan. Vieles davon scheint uns auch für die Schweiz sehr interessant zu sein.
Was ist die Rolle von SENS in Bezug auf “for Impact” Investitionen?
SENS fungiert wie eine Drehscheibe. Wir schlagen die Brücke zwischen wirkungsorientierten Unternehmen und Geldgeber:innen, wir schaffen Anschluss an verschiedene Förderangebote in der Schweiz, wir informieren Medien und Politik über die neusten Erkenntnisse und wir sind in regem Austausch mit verschieden Hochschulen und Forschungspartner:innen. Gemeinsam mit ihnen testen wir Qualitäts- und Wirkungsstandards für Social Entrepreneurship, welche wir im Sinne eines Gütesiegels in den Programmen vertreten. Zudem stehen wir in Kontakt mit den verschiedenen Social Entrepreneurship Akteur:innen in Europa und lernen, was in anderen Ländern funktioniert. In diesem Sinne sehen wir uns auch als Trend-Radar.
Woran zeigt sich, dass sich der Sektor entwickelt?
Entwicklungen finden in verschiedenen Bereichen statt. So zum Beispiel in den Rechtswissenschaften, wo aktuell zum Thema intensiv geforscht wird. Denn wirkungsorientierte Unternehmen haben in Bezug auf die rechtliche Ausgestaltung oft sehr spezifische Fragen. Deshalb bieten wir neu auch ein Rechtsberatungs-angebot mit Fokus Social Entrepreneurship. Und auch bei der Finanzierung tut sich aktuell einiges, insbesondere in der Stiftungswelt. Seit einer Änderung der Steuerpraxis im Kanton Zürich im Februar 2024 dürfen Stiftungen dort Förderleistungen an wirkungsorientierte Unternehmen ausschütten, was zu einer regen Auseinandersetzung mit dem Thema Social Entrepreneurship geführt hat. Zudem beobachte ich ein aufkommendes Interesse am Thema Social Impact Investing. Das erwähnte neue “for impact” Finanzierungs-ökosystem für die Schweiz hat zum Ziel, möglichst viele dieser wirkungsorientierten Investor:innen und Geldgeber:innen zusammenzubringen und so den Kapitalpool für Social Entrepreneurship zu stärken.