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Wie wachsen Social Entreprises? Interview mit Powercoders Schweiz

16. Februar 2021SENS-News, Wirkung
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Liebe Andrina, wir freuen uns, mit dir über deine Erfahrungen als Social Entrepreneur zu sprechen. Du bist der Social Lead von Powercoders Schweiz, der Coding-Akademie für Flüchtlinge. Erzähl uns kurz: Was ist Powercoders und warum es gibt es euch?

Powercoders ist ein Programm für Geflüchtete und MigrantInnen. Wir schulen sie in den Grundlagen der Programmierung und unterstützen sie dabei, in der IT-Branche Fuß zu fassen. Wir bieten ein 3-monatiges Bootcamp an, gefolgt von einem 6- bis 12-monatigen Praktikum in einem IT-Team oder IT-Unternehmen. Warum gibt es Powercoders? Es gibt so viele talentierte Menschen mit Geflüchteten- oder Migrationshintergrund, die ihre Karriere und ihren Lebensunterhalt hier in der Schweiz neu aufbauen wollen. Viele von ihnen haben jedoch Schwierigkeiten, Zugang zu Möglichkeiten und Chancen zu bekommen. Gleichzeitig sucht die IT-Branche händeringend nach Fachkräften. Schätzungen zufolge wird es bis 2028 in der Schweiz 118.000 unbesetzte IT-Stellen geben (gemäss ICT Berufsbildung Schweiz). Unser Programm bietet eine Lösung sowohl für talentierte KandidatInnen als auch für die IT-Branche.

Ihr habt also einen sozialen Impact, insbesondere für Menschen mit Geflüchteten- oder Migrationshintergrund. In eurem letzten Wirkungsbericht können wir sehen, dass Powercoders eine hohe Erfolgsquote hat. Kannst du uns hier ein bisschen mehr darüber erzählen? Wo siehst du eure positive Wirkung sonst noch?

Insgesamt sind unsere Erfolgsquoten sehr hoch: 90% der TeilnehmerInnen gehen nach dem Bootcamp in ein Praktikum und geschätzte 60% werden erfolgreich eine IT-Karriere aufbauen. Das bedeutet Impact für die Teilnehmer, aber es gibt auch eine positive Wirkung für andere Stakeholder. Erstens werden über die Jahre erhebliche Sozialhilfekosten eingespart, da die TeilnehmerInnen unabhängig von der Sozialhilfe werden. Zweitens werden Unternehmen auf die Vielfalt an talentierten Kandidaten aufmerksam – und können die Stellen mit den Fachkräften besetzen, die sie suchen. Wir ermöglichen es den Unternehmen, mit Menschen anderer Herkunft in Kontakt zu kommen und deren Fähigkeiten und Potenziale zu entdecken. Schließlich sehen wir auch eine große Wirkung auf die vielen Freiwilligen, die sich engagieren; sie profitieren von einem gegenseitigen Wissensaustausch und lernen ebenfalls viel Wertvolles.

Bei Powercoders geht es darum, eine positive gesellschaftliche Wirkung zu erzielen. Wie wichtig ist ein nachhaltiges Geschäftsmodell für euch?

Anfangs, vor 4 Jahren, wurden wir auf Projektbasis und durch Fördergelder finanziert. Wir haben bald herausgefunden, dass wir nicht ausschließlich von diesen Fördergeldern abhängig sein können, wenn wir langfristig weitermachen und eine langfristige Wirkung erzielen wollen.  Wir mussten ein funktionierendes Geschäftsmodell entwickeln, das Einnahmen generiert und die finanziellen Ressourcen sichert. Powercoders wurde von ehemaligen Unternehmern gegründet. Dieses Wissen hat uns zu einem Geschäftsmodell geführt, das es Powercoders ermöglicht, finanziell selbsttragend zu sein. Heute stammen unsere Einnahmen von den Kantonen in Form einer Teilnahmegebühr für jeden Kandidaten und von Unternehmen, die einen Beitrag an Powercoders für die Ausbildung und Unterstützung der Kandidaten leisten.

Und was macht ihr mit euren finanziellen Gewinnen?

Wir sind eine Non-Profit-Organisation. Alle zusätzlichen Mittel, die wir haben, werden direkt in Powercoders reinvestiert, um unsere aktuellen Programme weiterzuentwickeln und Folgeprogramme aufzubauen.

Powercoders ist in mehreren Schweizer Städten aktiv und expandiert auch außerhalb der Schweiz. Kannst du uns etwas über eure Skalierungsstrategie erzählen?

Seit diesem Jahr sind die Powercoders-Programme der Romandie und der Deutschschweiz zusammengelegt worden. Damit wollen wir unsere Wirkung maximieren, mehr Talente unterstützen und uns mit der landesweiten Branche vernetzen können. Darüber hinaus haben wir eine Strategie, um unseren Einfluss international zu skalieren. Derzeit führen wir ein Programm in Italien und der Türkei durch, und wir expandieren bald nach Spanien. Hoffentlich werden viele andere Länder folgen! Wir arbeiten ausschließlich mit lokalen Partnern zusammen, um das Programm an den lokalen Kontext anzupassen, was sehr wichtig ist. Der Kernfokus wird immer sein, talentierte Menschen auszubilden, die mit Hindernissen beim Eintritt in den Arbeitsmarkt konfrontiert sind, und sie mit der Industrie zu verbinden.

Vielen Dank für den Einblick, Andrina! Euer Wirken ist sehr beeindruckend und zeigt, dass soziales Unternehmertum ein mächtiges Werkzeug ist, um die eigene Wirkung zu maximieren und zu erhalten. Unsere letzte Frage: Was ist dein wertvollster Ratschlag für andere Social Entrepreneurs?

Das wichtigste finde ich: Sucht euch ein tolles Team! Mit einem engagierten, kompetenten und sich ergänzenden Team, in dem jeder weiß, worauf man hinarbeitet, kann man alles erreichen!

Bist du Social Entrepreneur und suchst Unterstützung und Austausch mit einer eigenen Peer-Group? Dann bewirb dich jetzt für den Social Impact Accelerator (SIA)! Der SIA ist ein gemeinsames Projekt von von SENS und SEIF und unterstützt dich, dein Wirkung zu maximieren, dein Geschäftsmodell nachhaltig zu gestalten und Skalierungsstrategien aufzubauen! Hast du Fragen? Kontaktiere uns via info@socialimpactaccelerator.ch oder bewirb dich direkt auf www.socialimpactaccelerator.ch.

Dieses Interview wurde auf Englisch geführt. Das Original ist hier zu finden